Mit Vitamin B2 gegen Migrane
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Matthew Messer

Matthew Messer

Chefredakteur

Die essenziellen Vitamine sind für den Körper lebenswichtig. In manchen Fällen kann jedoch eine wesentlich höhere tägliche Dosierung erforderlich sein als gewohnt. Für die essenziellen Vitamine spricht, dass sie meistens so gut wie keine Nebenwirkungen haben, eine Überdosierung kaum möglich ist und der Überschuss vom Körper einfach ausgeschieden wird. 

Aus Vitamin B2 entstehen zwei wichtige Stoffe, sogenannte Coenzyme: FMN und FAD. Sie spielen u. a. in der Energieversorgung des Gehirns eine Rolle und die Vermutung liegt nahe, dass der Mangel an ihnen bei der Entstehung von Migräne auch nicht unbedeutend ist. Mehrere Studien bewiesen, dass in einer Tagesdosis von 400 mg zugeführtes Vitamin B2 wesentlich zur Senkung von migräneartigen Kopfschmerzen beiträgt. Hier nun einige von ihnen.

Die erste wirksame Therapie 

Die erste Studie, in der hochdosiertes Vitamin B2 effektiv zur Vorbeugung von Migräne eingesetzt werden konnte, wurde 1994 veröffentlicht. (1) Lustigerweise bekam die Hälfte der Probanden auch noch 75 mg Aspirin zum Riboflavin, weil die Ärzte der Meinung waren, dass viele Patienten empört wären, "ein einfaches Vitamin" gegen ihre Migräne verabreicht zu bekommen. 

49 Probanden nahmen am Experiment teil, die früher mindestens zwei Migräneepisoden pro Monat hatten. Die Wirkung der Therapie wurde nach drei bzw. fünf Monaten überprüft, indem man die Häufigkeit und Intensität der Kopfschmerzen beobachtete. 

Die Häufigkeit der migräneartigen Kopfschmerzen ging um 68% zurück, und mehr als 80% der Probanden berichteten über eine Besserung um mindestens 50%. Vier Probanden verabschiedeten sich endgültig von ihrer Migräne, die sich während der dreimonatigen Nachbetreuung auch nicht wieder meldete. 

Bei dieser Studie gab es keine Kontrollgruppe, und jeder Teilnehmer war sich darüber im klaren, was für eine Behandlung er bekam, sodass ihre Beweiskraft zu wünschen übrig lässt. Dieselben Forscher testeten ein paar Jahre später genau aus diesem Grund wieder das Riboflavin, diesmal bereits im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Studie. 

Weitere Studie, ähnliche Ergebnisse 

Die Probanden wurden schon vor der Auswahl getestet. Sie bekamen einen Monat lang nur ein Placebo, und wer in diesem Zeitraum keine Migräneepisode hatte, wurde nicht für die Studie ausgewählt. Die Teilnehmer erhielten drei Monate lang täglich 400 mg Riboflavin oder Placebo. Insgesamt nahmen 54 Probanden an der Forschung teil, 28 von ihnen bekamen Riboflavin und 26 ein mit Beta-Carotin gefärbtes Placebo. (2)

Jeder Teilnehmer musste über die Anzahl, Länge und Intensität seiner Migräneepisoden Tagebuch führen, sowie auch über die eingenommenen Medikamente. Das Tagebuch zeigten sie bei jeder Visite ihren Ärzten, die sie auch über sonstige Symptome ausfragten. 

Bei den Probanden, die Riboflavin bekamen, reduzierte sich die Häufigkeit der Migräneanfälle  vom ersten Monat bis zum Ende der Studie kontinuierlich. Im vierten Monat war die Intensität der Migräneepisoden im Vergleich zum vorigen Monat mittlerweile wesentlich geringer und die damit einhergehende Übelkeit kam auch seltener vor.

Ein bewährtes Rezept 

Diese Studie belegte auch, dass eine tägliche Dosis von 400 mg Riboflavin eine effektive Therapie gegen Migräne ist. Vermutlich hätte eine längere Therapie die Symptome weiter reduziert, doch sie zeigte auch in diesem Zeitraum die gleiche Wirksamkeit wie die traditionell gegen Migräne angewendeten Medikamente, nur mit viel wenigeren Nebenwirkungen. 

Die Wirksamkeit von Riboflavin in weiteren Studien 

In einer 2004 veröffentlichten Studie reduzierte die Zufuhr von 400 mg Riboflavin die Anzahl der Migräneepisoden von monatlich 4 auf 2, sowie die Menge der angewendeten Medikamente von monatlich 7 Einheiten auf 4,5. In dieser Studie reduzierte sich die Intensität und die Länge der Migräneanfälle nicht. (3)

In einer Studie von 2009 bekamen die Probanden 3, 4, bzw. 6 Monate lang täglich 200-400 mg Vitamin B2. Bei 68,4% der Teilnehmer reduzierte sich die Häufigkeit der Migräneepisoden um mehr als 50%, und 21% der Teilnehmer berichteten über die Reduzierung ihrer Intensität. (4)

Eine systematische Übersicht aus dem Jahr 2017 zeigt, dass in 5 von 11 klinischen Studien hochdosiertes Riboflavin eine eindeutig positive Wirkung hatte. Bei 4 Studien gab es gemischte Ergebnisse und 2 Studien konnten keine Wirkung nachweisen. Aufgrund dieser Forschungen lässt sich feststellen, dass eine tägliche Dosis von 400 mg wirksam ist, kleinere Dosierungen jedoch verhältnismäßig immer weniger. (5) Nichtsdestotrotz reden Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker, bevor Sie Vitamine in so hoher Dosierung einnehmen.  

  1. Schoenen J, Lenaerts M, Bastings E. High-dose riboflavin as a prophylactic treatment of migraine: results of an open pilot study. Cephalalgia. 1994 Oct;14(5):328-9. doi: 10.1046/j.1468-2982.1994.1405328.x. PMID: 7828189. 

  2. Schoenen J, Jacquy J, Lenaerts M. Effectiveness of high-dose riboflavin in migraine prophylaxis. A randomized controlled trial. Neurology. 1998 Feb;50(2):466-70. doi: 10.1212/wnl.50.2.466. PMID: 9484373. 

  3. Boehnke C, Reuter U, Flach U, Schuh-Hofer S, Einhäupl KM, Arnold G. High-dose riboflavin treatment is efficacious in migraine prophylaxis: an open study in a tertiary care centre. Eur J Neurol. 2004 Jul;11(7):475-7. doi: 10.1111/j.1468-1331.2004.00813.x. PMID: 15257686. 

  4. Condò M, Posar A, Arbizzani A, Parmeggiani A. Riboflavin prophylaxis in pediatric and adolescent migraine. J Headache Pain. 2009 Oct;10(5):361-5. doi: 10.1007/s10194-009-0142-2. Epub 2009 Aug 1. PMID: 19649688; PMCID: PMC3452096. 

  5. Thompson DF, Saluja HS. Prophylaxis of migraine headaches with riboflavin: A systematic review. J Clin Pharm Ther. 2017 Aug;42(4):394-403. doi: 10.1111/jcpt.12548. Epub 2017 May 8. PMID: 28485121. 

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