Matthew Messer

Matthew Messer

Chefredakteur

Die Geschichte von Vitamin D ist sehr abenteuerlich. Nachdem das Vitamin in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entdeckt wurde, fing man an, es gegen verschiedene Krankheiten in riesigen Dosen anzuwenden.  

Aufgrund der zu hohen Dosierung (mehrere hunderttausend internationale Einheiten (IE) über mehrere Wochen hinweg) löste es in Einzelfällen negative Reaktionen aus. In Kombination mit Vitamin A vergingen diese Symptome jedoch und auch gegen Infektionen war das Vitamin wirksamer. (4)  Doch statt die Dosis des supplementierten Vitamin D etwas zu verringern, wurde es lieber für gefährlich erklärt und die empfohlene tägliche Einnahmemenge wurde auf 400 IE festgelegt, was leider jedoch nicht einmal zur Behebung von Vitamin-D-Mangel ausreicht. (5) An dieser Dosis wurde über Jahrzehnte nichts verändert, obwohl man später herausfand, dass in der Haut beim Sonnenbaden innerhalb von 15-20 Minuten sogar 10000-25000 IE Vitamin D3 produziert werden.

Das Spiel mit der Dosierung 

Der 25-OH-Vitamin-D3-Spiegel, über den sich die Versorgung des Körpers mit Vitamin D feststellen lässt, wurde erst viel später entdeckt, sodass man die wirksame Dosis lange Zeit nur erraten und abschätzen konnte. Inzwischen ist die empfohlene Vitamin-D-Zufuhr zum Glück schon mehrmals angehoben worden. Doch auch heute wird noch viel darüber diskutiert, wie viel Vitamin D ergänzend eingenommen werden sollte. Die maximale für sicher befundene Dosis liegt offiziell bei 4000 IE, was allerdings nicht ausreichend in wissenschaftlichen Erkenntnissen begründet ist, wie die untenstehenden aktuellen Studien zeigen.

Eine umfangreiche Studie  

Weltweit sind zahllose Menschen von Vitamin-D-Mangel betroffen, wodurch das Risiko mehrerer chronischer Krankheiten deutlich erhöht wird. Im Gegensatz dazu senkt ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel das Sterberisiko etwa um die Hälfte. (6) Ärzte eines amerikanischen Krankenhauses verfolgten die zu Vitamin D durchgeführten Studien. Nachdem sie zu der Überzeugung gekommen waren, dass ein ausreichendender Vitamin-D-Spiegel überaus wichtig ist, wandten sie die Supplementierung von Vitamin D bei allen Patienten, die einverstanden waren, als Standardtherapie an. Die Ergebnisse dieses Versuchs wurden dokumentiert und später in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift veröffentlicht. (7)

Wie wurde die Wirkung von Vitamin D untersucht? 

Die meisten Patienten des Krankenhauses, die der Supplementierung von Vitamin D zustimmten, erhielten eine tägliche Dosis zwischen 5000 und 10000 IE Vitamin D3. Der 25-OH-D3-Spiegel sowie der Calciumspiegel der Patienten wurde von den Forschern kontrolliert, da ein erhöhter Calciumspiegel als eines der Symptome einer Überdosierung von Vitamin D gilt.  

Daraufhin wurden die Werte der Patienten, die Vitamin D einnahmen, mit denen jener Patienten verglichen, die der Supplementierung nicht zugestimmt hatten oder erst kürzlich ins Krankenhaus eingeliefert worden waren.  

Außerdem gab es ein paar Probanden, die über 2-8 Jahre 20000-60000 IE Vitamin D pro Tag einnahmen. Die verschiedenen gesundheitlichen Probleme dieser Patienten wurden durch diese deutlich höhere Dosis erfolgreich behandelt. Während des Beobachtungszeitraums wurden bei diesen Patienten die gleichen Blutwerte kontrolliert.

Was waren die Ergebnisse?  

Wie zu erwarten war, stieg der Vitamin-D-Spiegel durch die ergänzende Einnahme von Vitamin D auf ein Vielfaches an. Bei einer täglichen Dosis von 5000 IE Vitamin D3 erhöhte er sich durchschnittlich von 25 ng/ml auf 68 ng/ml, bei einer Dosis von 10000 IE hingegen auf 96 ng/ml. Trotz dessen stieg der Calciumspiegel nicht an, auch nicht bei langfristiger Supplementierung über mehrere Jahre. Die Einnahme führte auch keinerlei negative Symptome herbei, die auf eine gesteigerte Verkalkung hingewiesen hätten.  

Bei den Patienten, die zur Behandlung von Asthma oder Hautkrankheiten die weitaus höhere Dosis von 50000 IE einnahmen, wurde in Einzelfällen ein 25-OH-D3-Spiegel über 300 ng/ml gemessen, größtenteils lagen ihre Blutwerte diesbezüglich jedoch bei ungefähr 200 ng/ml. Dies entspricht einem Vielfachen des offiziellen sicheren Maximalwertes für den Vitamin-D-Spiegel. Dennoch lag der Calciumspiegel auch bei diesen Probanden bei allen Kontrollmessungen im gesunden Bereich, und es wurden auch keine sonstigen Symptome festgestellt, die auf eine Überdosierung hingewiesen hätten.  

Zusammenfassung 

In der beschriebenen Untersuchung wurde eine tägliche Dosis von 10000 IE Vitamin D3 für vollkommen sicher befunden. Selbst eine Dosis von 40000-50000 IE führte auch nach mehreren Jahren zu keinerlei negativen Symptomen, obwohl dies einem Zehnfachen der empfohlenen Höchstzufuhr entspricht. Außerdem führte selbst eine derart hohe Dosis nicht zu einem Anstieg des Calciumspiegels im Blut. 

Fehler bei der Dosierung?  

Wie jeder andere Stoff lässt sich natürlich auch Vitamin D überdosieren. Das passiert jedoch äußerst selten und ausschließlich in Fällen, wo es falsch angewendet wurde. Zum Beispiel, wenn infolge irgendeines Fehlers bedeutend mehr Vitamin D eingenommen wird als geplant.  

Es gibt zwei dokumentierte Fälle, in welchen die Anwender aufgrund eines Produktionsfehlers 1000-mal mehr Vitamin D3 pro Tag einnahmen, als auf dem jeweiligen Produkt angegeben war. (9) Im ersten Fall nahm ein Mann zwei Monate lang 1860000 IE Vitamin D3 pro Tag ein, im zweiten Fall wurden einen Monat lang täglich 970000 IE eingenommen. Beide Anwender wurden mit akuten Symptomen ins Krankenhaus eingeliefert, mit einem 25-OH-Vitamin-D3-Spiegel von 1220 ngl/ml, bzw. 645 ng/ml. Glücklicherweise sind beide Personen vollständig genesen, und auch ihr Calciumspiegel normalisierte sich, nachdem der Vitamin-D-Spiegel unter 400 ng/ml sank (was dem Vierfachen des maximalen Referenzwertes entspricht). 

Wechselwirkung mit anderen Vitaminen  

Es gibt mehrere Studien, die zeigen, dass die Vitamine A und K synergetisch zu Vitamin D wirken, also seine positiven Effekte verstärken, während sie vor seinen möglichen negativen Auswirkungen schützen - wobei negative Effekte ohnehin äußerst selten auftreten, wie auch die oben beschriebene Studie belegt. (10, 11,4,12)    

In Kombination mit Vitamin A führt die Supplementierung von Vitamin D außerdem zu einem viel stärkeren Anstieg des Vitamin-D-Spiegels. Zudem beugt Vitamin A auch der Verkalkung durch Überdosierung von Vitamin D vor. (11) 

Also keine Angst vor Vitamin D! Vitamin D sollte in einer wirksamen und sicheren Dosis guten Gewissens eingenommen werden, in Kombination mit den synergetisch wirkenden Vitaminen und Mineralstoffen.  

  1. Tavera-Mendoza LE, White JH. Cell defenses and the sunshine vitamin. Sci Am. 2007 Nov;297(5):62-5, 68-70, 72. doi: 10.1038/scientificamerican1107-62. PMID: 17990825. 

  2. Vitamin D, Cod-Liver Oil, Sunlight, and Rickets: A Historical PerspectiveKumaravel RajakumarPediatrics Aug 2003, 112 (2) e132-e135; DOI: 10.1542/peds.112.2.e132 

  3. Williams C J B. Cod-liver Oil in Phthisis London journal of medicine 1849; s2-1 :1 doi:10.1136/bmj.s2-1.1.1 

  4. SPIESMAN IG. MASSIVE DOSES OF VITAMINS A AND D IN THE PREVENTION OF THE COMMON COLD. Arch Otolaryngol. 1941;34(4):787–791. doi:10.1001/archotol.1941.00660040843010 

  5. Holick MF, Binkley NC, Bischoff-Ferrari HA, Gordon CM, Hanley DA, Heaney RP, Murad MH, Weaver CM; Endocrine Society. Evaluation, treatment, and prevention of vitamin D deficiency: an Endocrine Society clinical practice guideline. J Clin Endocrinol Metab. 2011 Jul;96(7):1911-30. doi: 10.1210/jc.2011-0385. Epub 2011 Jun 6. Erratum in: J Clin Endocrinol Metab. 2011 Dec;96(12):3908. PMID: 21646368. 

  6. Garland CF, Kim JJ, Mohr SB, et al. Meta-analysis of all-cause mortality according to serum 25-hydroxyvitamin D. Am J Public Health. 2014;104(8):e43-e50. doi:10.2105/AJPH.2014.302034 

  7. McCullough PJ, Lehrer DS, Amend J. Daily oral dosing of vitamin D3 using 5000 TO 50,000 international units a day in long-term hospitalized patients: Insights from a seven year experience. J Steroid Biochem Mol Biol. 2019 May;189:228-239. doi: 10.1016/j.jsbmb.2018.12.010. Epub 2019 Jan 4. PMID: 30611908. 

  8. Dudenkov DV, Yawn BP, Oberhelman SS, Fischer PR, Singh RJ, Cha SS, Maxson JA, Quigg SM, Thacher TD. Changing Incidence of Serum 25-Hydroxyvitamin D Values Above 50 ng/mL: A 10-Year Population-Based Study. Mayo Clin Proc. 2015 May;90(5):577-86. doi: 10.1016/j.mayocp.2015.02.012. PMID: 25939935; PMCID: PMC4437692. 

  9. Araki T, Holick MF, Alfonso BD, Charlap E, Romero CM, Rizk D, Newman LG. Vitamin D intoxication with severe hypercalcemia due to manufacturing and labeling errors of two dietary supplements made in the United States. J Clin Endocrinol Metab. 2011 Dec;96(12):3603-8. doi: 10.1210/jc.2011-1443. Epub 2011 Sep 14. PMID: 21917864. 

  10. Kanellakis S, Moschonis G, Tenta R, Schaafsma A, van den Heuvel EG, Papaioannou N, Lyritis G, Manios Y. Changes in parameters of bone metabolism in postmenopausal women following a 12-month intervention period using dairy products enriched with calcium, vitamin D, and phylloquinone (vitamin K(1)) or menaquinone-7 (vitamin K (2)): the Postmenopausal Health Study II. Calcif Tissue Int. 2012 Apr;90(4):251-62. doi: 10.1007/s00223-012-9571-z. Epub 2012 Mar 4. PMID: 22392526. 

  11. Kadri A, Sjahrir H, Juwita Sembiring R, Ichwan M. Combination of vitamin A and D supplementation for ischemic stroke: effects on interleukin-1ß and clinical outcome. Med Glas (Zenica). 2020 Aug 1;17(2):425-432. doi: 10.17392/1137-20. PMID: 32567290. 

  12. Fu X, Wang XD, Mernitz H, Wallin R, Shea MK, Booth SL. 9-Cis retinoic acid reduces 1alpha,25-dihydroxycholecalciferol-induced renal calcification by altering vitamin K-dependent gamma-carboxylation of matrix gamma-carboxyglutamic acid protein in A/J male mice. J Nutr. 2008 Dec;138(12):2337-41. doi: 10.3945/jn.108.093724. PMID: 19022954. 

  13. https://www.westonaprice.org/health-topics/abcs-of-nutrition/vitamin-a-on-trial-does-vitamin-a-cause-osteoporosis/#dprotects 

  14. Schurgers LJ, Spronk HM, Soute BA, Schiffers PM, DeMey JG, Vermeer C. Regression of warfarin-induced medial elastocalcinosis by high intake of vitamin K in rats. Blood. 2007 Apr 1;109(7):2823-31. doi: 10.1182/blood-2006-07-035345. PMID: 17138823. 

  15. Braam LA, Hoeks AP, Brouns F, Hamulyák K, Gerichhausen MJ, Vermeer C. Beneficial effects of vitamins D and K on the elastic properties of the vessel wall in postmenopausal women: a follow-up study. Thromb Haemost. 2004 Feb;91(2):373-80. doi: 10.1160/TH03-07-0423. PMID: 14961167. 

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