Vitamin B3 hilft dem Herz-Kreislauf-System
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Matthew Messer

Matthew Messer

Chefredakteur

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nach wie vor die häufigste Todesursache weltweit, daher müssen  Maßnahmen zur ihrer Vorbeugung ergriffen werden, um die Gesundheit zu erhalten. Es ist seit langem bekannt, dass Vitamin B3 die Blutfettwerte senkt, wenn es in hohen Dosen eingenommen wird, aber wie sieht es bei einer Aufnahme über die Nahrung aus? Eine neue Studie zeigt, dass der Verzehr von Vitamin-B3-reichen Lebensmitteln die Blutfettwerte und den Fettstoffwechsel positiv beeinflusst. (1)

Der Zusammenhang zwischen Blutfetten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Um die neue Studie zu verstehen, ist es wichtig, kurz auf die Rolle der Blutfette einzugehen. Es gibt viele widersprüchliche und falsche Informationen über sie, und die verschiedenen Akronyme, Verhältnisse und Kategorisierungen wie "gut" und "schlecht" verwirren einen nur noch mehr.

Blutfette (Lipide) sind verschiedene wasserunlösliche Substanzen auf Fettbasis, wie zum Beispiel Cholesterin und Triglyceride, die in unserem Blut zirkulieren. Da sie wasserunlöslich sind, werden sie von sogenannten Lipoproteinen transportiert, dazu gehören HDL und LDL, die als gutes bzw. schlechtes Cholesterin bekannt wurden.

Wie in so vielen anderen Fällen sind die allzu vereinfachten Kategorien von "gut" und "schlecht" auch hier nicht relevant, aber die Einzelheiten der verschiedenen Blutfette und Marker sind ein komplexes Thema, das den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Wichtig ist jedoch der Hinweis, dass sogar Vitalstoffe ab einer bestimmten Menge schädlich werden können, dies gilt auch für Wasser, Zucker und Blutfette. 

Kompliziert wird die Situation durch das HDL, das sogenannte "gute Cholesterin", für das höhere Werte als vorteilhaft gelten, obwohl  dies nach dem heutigen Stand der Wissenschaft auch nicht wirklich stimmt. Die Erhöhung des HDL-Spiegels hat die Erwartungen nicht erfüllt und ist in neueren randomisierten Studien gescheitert. (2) 

Genauso wie hohe Blutzuckerwerte ein Problem darstellen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, gilt dies auch für die Blutfette.

Wenn einer dieser Werte deutlich außerhalb des gesunden Bereichs liegt, spricht man von einer Fettstoffwechselstörung oder Lipidanomalie. Das Ausmaß dieser Abweichung bestimmt den Grad des erhöhten kardiovaskulären Risikos.

Der Zusammenhang zwischen Vitamin B3 und den Blutfetten

Wie bereits in unserem Artikel zu Vitamin B3 erwähnt, hat es in extrem hohen Dosen eine positive Wirkung auf die Blutfettwerte. Genauer gesagt senkt es den LDL-Cholesterin- und den Triglyceridspiegel leicht, während es den HDL-Spiegel deutlich erhöht. Leider hat die hochdosierte Einnahme von Niacin (Vitamin B3) die Erwartungen aber nicht erfüllt, da sie die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht signifikant reduziert. (3) 

Dieses merkwürdige Ergebnis könnte darauf zurückzuführen sein, dass Vitamin B3 in hohen Dosen sowohl den Blutzuckerspiegel als auch die Insulinempfindlichkeit verschlechtert, die ebenfalls sehr wichtig für das Herz-Kreislauf-System sind. 

Es ist seit langem bekannt, dass eine Vitaminsupplementierung in hohen Dosen oft eine völlig andere Wirkung hat als eine lebensnahe Einnahme. Aber wie sieht es mit der Aufnahme von Vitamin B3 über die Nahrung aus? Könnte es möglich sein, dass diese viel geringere Menge die Blutfettwerte verbessert?

Wirkung von Vitamin B3 in der Nahrung auf die Blutfettwerte

Eine neue Metaanalyse, in der die gepoolten Ergebnisse von 3 Beobachtungsstudien veröffentlicht wurden, suchte nach einer Antwort auf diese Frage. Insgesamt wurden 211 567 Teilnehmer im Alter von über 40 Jahren auf die Zufuhr von Vitamin B3 und das Auftreten von Fettstoffwechselstörungen untersucht.

Für eine Fettstoffwechselstörung-Diagnose musste mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllt sein: (In verschiedenen Ländern werden häufig unterschiedliche Maßeinheiten verwendet, sodass möglicherweise eine Umrechnung nötig ist)

Gesamtcholesterin: höher als 200 mg/dl 

  • LDL-C: höher als 130 mg/dl 
  • HDL-C: niedriger als 40 mg/dl 
  • Triglyzerid: höher als 150 mg/dl 

Die Teilnehmer wurden nach dem Vitamin-B3-Gehalt ihrer Ernährung eingeteilt, und anschließend wurde die Prävalenz von Fettstoffwechselstörungen in den einzelnen Gruppen untersucht. Die Teilnehmer mit der höchsten Vitamin-B3-Zufuhr über die Ernährung hatten ein um fast 30 % geringeres Risiko als die Teilnehmer mit der niedrigsten Zufuhr.

Dieser Zusammenhang war in 2 der 3 Studien linear, also das Risiko nahm mit zunehmender Vitamin-B3-Aufnahme progressiv ab. Wie hohen Schutz das jedoch vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen genau bedeutet, ist nicht klar, aber Fettstoffwechselstörungen und hohe LDL- sowie Triglyceridwerte sind ernsthafte Risikofaktoren.

Die empfohlene Zufuhr von Vitamin B3 ist leicht einzuhalten, vor allem, wenn man Fleisch isst, denn bereits 150 g decken den gesamten Tagesbedarf. Da ein Zuviel an Vitamin B3 jedoch auch Nachteile haben kann, sollte man mit einer Supplementierung vorsichtig sein.

Es besteht kein Zweifel daran, dass ein Vitamin-B3-Mangel viele Probleme verursachen kann, wie das aus dieser Metaanalyse auch ersichtlich ist. Wer hohe Triglyceridewerte hat, sollte zusätzlich zu einer Änderung seines Lebensstils und einer höheren Zufuhr von Vitamin B3 auch mit dem Verzehr von Fischöl anfangen.
 

  1. Kim C, Park K. Dietary niacin intake and risk of dyslipidemia: A pooled analysis of three prospective cohort studies. Clin Nutr. 2022 Dec;41(12):2749-2758. doi: 10.1016/j.clnu.2022.10.018. Epub 2022 Oct 28. PMID: 36372046.
  2. Schandelmaier S, Briel M, Saccilotto R, Olu KK, Arpagaus A, Hemkens LG, Nordmann AJ. Niacin for primary and secondary prevention of cardiovascular events. Cochrane Database Syst Rev. 2017 Jun 14;6(6):CD009744. doi: 10.1002/14651858.CD009744.pub2. PMID: 28616955; PMCID: PMC6481694.

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