Matthew Messer

Matthew Messer

Chefredakteur

In früheren Studien wurde bereits festgestellt, dass Menschen mit einer guten Vitamin-C-Versorgung besser vor bestimmten Krebsarten geschützt sind, obwohl sich das möglicherweise auch mit von Vitamin C unabhängigen Faktoren erklären lässt. Nun hat eine weniger bekannte Forschungsmethode ebenfalls gezeigt, dass ein höherer Vitamin-C-Spiegel allein dafür verantwortlich sein könnte

Warum ist es schwierig, den Zusammenhang zwischen Vitamin C und Krebs zu untersuchen

Die zuverlässigsten Forschungen zu Gesundheitsfragen bestehen schon seit langem aus randomisierten kontrollierten Studien und Metaanalysen, in denen die Ergebnisse zusammengefasst werden. Das Problem ist, dass diese Studien sehr teuer sind und man sich bei bestimmten Fragen aus ethischen oder praktischen Gründen nicht darauf verlassen kann. So wäre es zum Beispiel unethisch, Menschen zum Rauchen oder zu übermäßigem Essen aufzufordern, und es wäre auch schwierig zu überprüfen, ob sie diese Empfehlungen befolgen.

Somit kann der Zusammenhang zwischen Vitamin-C-Zufuhr und Krebs ebenfalls nicht wirksam untersucht werden. Da es sich um eine Krankheit handelt, die viele verschiedene Formen hat und sich in der Regel über Jahrzehnte hinweg entwickelt, müsste eine sehr große Zahl von Teilnehmern über einen langen Zeitraum hinweg beobachtet werden, was unglaublich teuer wäre.

Daher stützt man sich bei ähnlichen Fragen hauptsächlich auf Beobachtungsstudien, bei denen andere Einflussfaktoren jedoch nie ganz ausgeschlossen werden können und es ist auch schwierig, die Vitamin-C-Aufnahme der Menschen genau einzuschätzen.

Vorteile des neuen Experiments

Vor einigen Jahrzehnten wurde eine Forschungsmethode entdeckt, die genetische Unterschiede nutzt, um verschiedene gesundheitsbezogene Zusammenhänge zu untersuchen. Ihr Hauptvorteil besteht darin, dass externe Einflüsse oder umgekehrte Kausalität mit ihrer Hilfe effektiver ausschlossen werden können als bei anderen Beobachtungsstudien.

Die Mendelsche Randomisierung ähnelt in vielerlei Hinsicht den randomisierten Studien, da die genetischen Varianten zufällig von den Eltern vererbt werden und unabhängig von äußeren Faktoren sind.

In der vorliegenden Studie stand z. B. die Menge des zirkulierenden Vitamin C in keinem Zusammenhang mit dem Verzehr von Obst und Gemüse, dem Alkoholkonsum, der körperlichen Aktivität, dem Rauchen, der Einnahme von Vitamin-C-Supplementen, dem Body-Mass-Index oder der schulischen Bildung.

In der Hierarchie der wissenschaftlichen Erkenntnisse ist diese Methode schwächer als randomisierte Studien, aber stärker als Beobachtungsstudien.

Frühere Studien zum Zusammenhang zwischen Vitamin C und Krebsrisiko

Frühere Forschungen haben gezeigt, dass Vitamin C eine Rolle bei der Vorbeugung von Krebs, insbesondere von Krebserkrankungen des Verdauungssystems, spielen kann. Die Hauptursachen von Dünndarmkrebs sind nach wie vor weitgehend unbekannt, aber eine neuere Studie liefert Hinweise darauf, dass Vitamin C eine präventive Rolle bei dieser seltenen Krebsart spielen kann. Experimentelle Studien haben auch gezeigt, dass eine Vitamin-C-Supplementierung das Wachstum von Dickdarmpolypen hemmt.

Fallstudien und Beobachtungsstudien konnten eine mögliche Schutzwirkung einer hohen Vitamin-C-Zufuhr gegen Dickdarm-, Magen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs nachweisen.

Bislang wurden nur wenige randomisierte Studien zur Wirkung von Vitamin C auf Krebserkrankungen des Verdauungstrakts durchgeführt, und da diese nur sehr wenige Fälle umfassten, wurde der Zusammenhang nicht als signifikant angesehen (obwohl die Ergebnisse bezüglich Dickdarmkrebs auch hier eine leichte Schutzwirkung zeigten). Leider wurde Vitamin C in fast allen Fällen durch andere Wirkstoffe ergänzt, wie z. B. riesige Dosen von Vitamin E (Alpha-Tocopherol) oder Beta-Carotin, über die bereits negative Ergebnisse vorliegen.

Eine kürzlich durchgeführte Metaanalyse, in der die Ergebnisse von Beobachtungsstudien zusammengefasst wurden, ergab ebenfalls, dass eine hohe Zufuhr von Vitamin C mit der Nahrung und eine Vitamin-C-Supplementierung durch Nahrungsergänzungsmittel mit einem geringeren Darmkrebsrisiko in Verbindung gebracht werden können, obwohl diese Ergebnisse nicht als signifikant angesehen wurden.

Eine Metaanalyse von zwei randomisierten Studien deutete ebenfalls auf eine geringere Inzidenz von Dickdarmkrebs bei Teilnehmern hin, die Vitamin-C-Präparate einnahmen, im Vergleich zur Placebogruppe, aber die Verringerung des relativen Risikos um 16 % wurde aufgrund der geringen Zahl der Krebsfälle auch hier als nicht signifikant angesehen.

Ergebnisse der neuen Studie

In dieser neuen Studie wurde der Zusammenhang zwischen lebenslang höheren Vitamin-C-Spiegeln und dem Risiko für bösartige Magen-Darm-Tumorerkrankungen anhand der Daten von mehr als 650 000 Personen untersucht. (1)

Dabei wurden zehn genetische Varianten verwendet, über die früher festgestellt wurde, dass sie in signifikanter Verbindung mit dem Vitamin-C-Spiegel stehen. Ein genetisch höherer Vitamin-C-Spiegel bewirkte ein geringeres Risiko für Dünn- und Dickdarmkrebs und die Erhöhung des zirkulierenden Vitamin-C-Spiegels um eine Einheit verringerte das Risiko für Dünn- und Dickdarmkrebs im Durchschnitt um 45 % bzw. 16 %. Für Speiseröhren-, Magen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs wurde kein Zusammenhang beobachtet, für Leberkrebs hingegen schon, allerdings nur in einer Studie.

Vitamin C ist auch gegen andere Krankheiten wirksam

Diese neuen Forschungsergebnisse zeigen auch, dass eine höherer Vitamin-C-Spiegel einen allgemeinen Schutz vor bestimmten Krebsarten bietet, und da er keine bekannten Nachteile hat, lohnt es sich, eine höhere Zufuhr anzustreben.

Eine frühere umfangreiche Zusammenfassung hat bereits gezeigt, dass höhere Vitamin-C-Spiegel das Risiko der Gesamtmortalität senken, also nicht nur das Krebsrisiko, sondern auch das Risiko der meisten chronischen Krankheiten.(2)

Es ist wichtig zu wissen, dass eine unzureichende Ergänzung bestimmter Antioxidantien, einschließlich Vitamin C, während der Behandlung von Tumorerkrankungen die Wirksamkeit der Therapie verringern kann. Erkundigen Sie sich daher immer bei Ihrem Arzt, welche Ergänzungsmittel Sie in solchen Fällen einnehmen können.

 

  1. Larsson SC, Mason AM, Vithayathil M, Carter P, Kar S, Zheng JS, Burgess S. Circulating vitamin C and digestive system cancers: Mendelian randomization study. Clin Nutr. 2022 Sep;41(9):2031-2035. doi: 10.1016/j.clnu.2022.07.040. Epub 2022 Aug 7. PMID: 35986965; PMCID: PMC7613472.
  2. Aune D, Keum N, Giovannucci E, Fadnes LT, Boffetta P, Greenwood DC, Tonstad S, Vatten LJ, Riboli E, Norat T. Dietary intake and blood concentrations of antioxidants and the risk of cardiovascular disease, total cancer, and all-cause mortality: a systematic review and dose-response meta-analysis of prospective studies. Am J Clin Nutr. 2018 Nov 1;108(5):1069-1091. doi: 10.1093/ajcn/nqy097. PMID: 30475962; PMCID: PMC6250988.

Verwandte Inhalte: