Matthew Messer

Matthew Messer

Chefredakteur

Zusammen sind diese Nährstoffe am wirksamsten, da sie ihre Wirkung gegenseitig steigern statt sie zu hemmen. 

Über Vitamin A und D sind viele Widersprüche zu lesen. Manche behaupten, Vitamin A würde die Effekte von Vitamin D hemmen, die meisten lassen jedoch einfach nur die zwischen ihnen bestehende Wechselwirkung außer Acht und empfehlen lediglich die Einnahme von Vitamin D. Das Verhältnis der beiden Vitamine wurde bereits in mehreren Studien untersucht, und obwohl sie den Spiegel des jeweils anderen leicht senken können, wenn sie separat eingenommen werden, ist dies bei gemeinsamer Einnahme nicht der Fall. Darüber hinaus schützen sie sogar vor den negativen Effekten des jeweils anderen, sodass bei Einnahme von ausreichend Vitamin D3 selbst eine weitaus höhere Menge Vitamin A keine Überdosierung ergibt. (1)  Dasselbe gilt auch für den umgekehrten Fall: Bei einer ausreichenden Vitamin-A-Zufuhr führt auch eine größer als notwendige Menge Vitamin D3 nicht zu einer Förderung von Verkalkung. (2) Am besten belegt dies eine kürzlich veröffentlichte Studie.  

Bei Schlaganfall sind Vitamin A und D3 zusammen am wirksamsten  

Eine 2020 publizierte Studie untersucht die Wirkung von Vitamin A und D3 in Bezug auf das Risiko von Schlaganfällen. (3) Es wurden insgesamt vier Gruppen untersucht: eine Gruppe bekam nur Vitamin A, die zweite nur Vitamin D3, die dritte beides, während die vierte Gruppe keines der Präparate verabreicht bekam. Die Forscher wollten vor allem herausfinden, inwieweit verschiedene Therapien das Schlaganfallrisiko beeinflussen, untersuchten aber zugleich auch, wie sich der Vitamin-A- und der Vitamin-D-Spiegel der Probanden durch die Einnahme der Ergänzungsmittel veränderte.  

Die Gruppen nahmen einmal pro Woche jeweils 50000 Internationale Einheiten Vitamin A und/oder D3 ein. Diejenigen, die sowohl Vitamin A als auch D3 verabreicht bekamen, nahmen diese zusammen, zum gleichen Zeitpunk ein. Ausgenommen sind davon natürlich die Probanden der Kontrollgruppe, die lediglich Placebopräparate einnahmen.  Zu Beginn und am Ende des dreimonatigen Untersuchungszeitraums wurden der Vitamin-A- und Vitamin-D-Spiegel der Probanden sowie die Entzündungswerte im Organismus gemessen. Mithilfe eines speziellen Tests wurde zudem ihr Schlaganfallrisiko ermittelt.  

Die Supplementierung von ausschließlich Vitamin A senkte den Spiegel von Vitamin D3. Ebenso führte auch die alleinige Einnahme von Vitamin D3 zu einem niedrigeren Vitamin-A-Spiegel. Der Grund dafür, dass viele die Einnahme von Vitamin A nicht empfehlen, liegt genau darin, dass es bei einer zu geringen Zufuhr von Vitamin D3 den Vitamin-D-Mangel noch verschärfen kann. Nun kommen wir aber erst zur wesentlichen Erkenntnis der Studie: Eine gleichzeitige Einnahme von Vitamin A und D3 erhöhte nämlich sowohl die Werte von Vitamin A als auch von Vitamin D, und zwar stärker als bei der alleinigen Supplementierung des jeweiligen Vitamins in gleicher Dosis.Im Fall von Vitamin D war eine mit Vitamin A kombinierte Einnahme dreimal so wirksam bei der Steigerung des Spiegels im Blut wie die alleinige Einnahme von Vitamin D. Es kann also keine Rede davon sein, dass Vitamin A und D ihre Wirkungen gegenseitig hemmen würden oder dass Vitamin A den Vitamin-D-Spiegel senken würde. Ganz im Gegenteil: Eine kombinierte Einnahme beider Vitamine verringerte die Entzündungswerte auf ein Viertel und das Schlaganfallrisiko auf die Hälfte, verglichen mit der Kontrollgruppe, welche nur die übliche Schlaganfalltherapie erhielt, aber kein Vitamin A oder D3.  Einzeln eingenommen konnte allerdings weder Vitamin A noch Vitamin D3 die Entzündungswerte oder das Schlaganfallrisiko bedeutend senken.  

Weshalb ist die kombinierte Einnahme von Vitamin A und D3 so wirksam? 

Sowohl Vitamin A als auch D3 sind für das Immunsystem ausgesprochen wichtig. Sie fördern auf unterschiedliche Weisen die Produktion und Funktion von weißen Blutkörperchen, und dank ihrer entzündungshemmenden und antioxidativen Wirkung können sie zudem eine zu hohe Immunaktivität drosseln. (4, 5) Bei vielen chronischen Krankheiten ist ein Mangel beider Vitamine feststellbar. (6) Vitamin-A-Mangel erhöht das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen; je niedriger die Blutwerte von Vitamin A eines Menschen, desto höher ist das Krankheitsrisiko. (7)  

Mehrere Studien kommen zu dem Schluss, dass Vitamin A und D3 ihre Wirkung synergetisch steigern und dass das eine Vitamin weniger effizient wirken kann, wenn ein Mangel des anderen Vitamins besteht. (3, 8, R9) Vitamin A ist für die Aktivierung von Vitamin D notwendig, und bei gleichzeitiger Einnahme ist ihre Wirkung zur Senkung der Entzündungswerte und zur Verringerung des oxidativen Stresses im Gewebe weitaus größer. Auch durch diese Studie wird der Trugschluss, dass die Einnahme von Vitamin A jedwede negative Effekte auf die Einnahme von Vitamin D3 oder auf den Vitamin-D-Spiegel im Körper habe, eindeutig widerlegt. Die stärkste Steigerung der Blutwerte beider Vitamine und die effektivste Verringerung der Entzündungswerte und des Schlaganfallrisikos wurde durch eine kombinierte Einnahme beider Vitamine erreicht. 

  1. Myhre AM, Carlsen MH, Bøhn SK, Wold HL, Laake P, Blomhoff R. Water-miscible, emulsified, and solid forms of retinol supplements are more toxic than oil-based preparations. Am J Clin Nutr. 2003 Dec;78(6):1152-9. doi: 10.1093/ajcn/78.6.1152. PMID: 14668278. 

  2. Fu X, Wang XD, Mernitz H, Wallin R, Shea MK, Booth SL. 9-Cis retinoic acid reduces 1alpha,25-dihydroxycholecalciferol-induced renal calcification by altering vitamin K-dependent gamma-carboxylation of matrix gamma-carboxyglutamic acid protein in A/J male mice. J Nutr. 2008 Dec;138(12):2337-41. doi: 10.3945/jn.108.093724. PMID: 19022954. 

  3. Kadri A, Sjahrir H, Juwita Sembiring R, Ichwan M. Combination of vitamin A and D supplementation for ischemic stroke: effects on interleukin-1ß and clinical outcome. Med Glas (Zenica). 2020 Aug 1;17(2):425-432. doi: 10.17392/1137-20. PMID: 32567290. 

  4. Muscogiuri G, Annweiler C, Duval G, Karras S, Tirabassi G, Salvio G, Balercia G, Kimball S, Kotsa K, Mascitelli L, Bhattoa HP, Colao A. Vitamin D and cardiovascular disease: From atherosclerosis to myocardial infarction and stroke. Int J Cardiol. 2017 Mar 1;230:577-584. doi: 10.1016/j.ijcard.2016.12.053. Epub 2016 Dec 26. PMID: 28043680. 

  5. Huang Z, Liu Y, Qi G, Brand D, Zheng SG. Role of Vitamin A in the Immune System. J Clin Med. 2018 Sep 6;7(9):258. doi: 10.3390/jcm7090258. PMID: 30200565; PMCID: PMC6162863. 

  6. Wang H, Chen W, Li D, Yin X, Zhang X, Olsen N, Zheng SG. Vitamin D and Chronic Diseases. Aging Dis. 2017 May 2;8(3):346-353. doi: 10.14336/AD.2016.1021. PMID: 28580189; PMCID: PMC5440113. 

  7. Min KB, Min JY. Relation of serum vitamin A levels to all-cause and cause-specific mortality among older adults in the NHANES III population. Nutr Metab Cardiovasc Dis. 2014 Nov;24(11):1197-203. doi: 10.1016/j.numecd.2014.06.004. Epub 2014 Jun 27. PMID: 25149896. 

  8. Lin LM, Peng F, Liu YP, Chai DJ, Ning RB, Xu CS, Lin JX. Coadministration of VDR and RXR agonists synergistically alleviates atherosclerosis through inhibition of oxidative stress: An in vivo and in vitro study. Atherosclerosis. 2016 Aug;251:273-281. doi: 10.1016/j.atherosclerosis.2016.06.005. Epub 2016 Jun 3. PMID: 27428295. 

  9. Anand PK, Kaul D, Sharma M. Synergistic action of vitamin D and retinoic acid restricts invasion of macrophages by pathogenic mycobacteria. J Microbiol Immunol Infect. 2008 Feb;41(1):17-25. PMID: 18327422. 

Verwandte Inhalte: