Matthew Messer

Matthew Messer

Chefredakteur

Wie alle anderen B-Vitamine ist auch das Vitamin B3, auch Niacin genannt, für einen gut funktionierenden Stoffwechsel notwendig. Aus ihm entstehen zwei wichtige Stoffe, sogenannte Koenzyme, nämlich NAD und NADP, die bei zahlreichen Energieerzeugungsprozessen unerlässlich sind. NAD wird für das Funktionieren von mehr als 400 Enzymen benötigt, während NADP die Herstellung von Cholesterin und Fettsäuren sowie die antioxidative Funktionen der Zellen unterstützt. (1)

Die Vitamin-B3-Mangelkrankheit ist die Pellagra, deren Symptome Hautentzündungen, Durchfall und Demenz sind, aber in schlimmeren Fällen kann sie sogar tödlich sein. Glücklicherweise entsteht sie heutzutage äußerst selten, da die meisten Lebensmittel Niacin enthalten. Man kann sich fast sicher sein, dass der Organismus bei einer ausgewogenen Ernährung genügend Niacin bekommt. Wenn das doch nicht der Fall wäre, kann der Körper bei ausreichender Proteinzufuhr auch selbst Vitamin B3 herstellen. So beschränkt sich sein Mangel hauptsächlich auf Entwicklungsländer, wo Mais die Hauptnahrung ist, und andere Lebensmittel so gut wie unerreichbar sind. (2)

Arten von Vitamin B3 

Vitamin B3 kommt in den natürlichen Lebensmitteln als Niacinamid oder Niacin, selten aber auch als Niacinamid-Ribosid vor. Es ist u. a. in Fleisch, Eiern, verschiedenen Milchprodukten, Vollkornprodukten und in der Kartoffel enthalten. Vitamin B3 findet man auch in Nahrungsergänzungsmitteln, Multivitaminen, Vitamin B Komplex Produkten, oder einfach als Vitamin B3, die auch Niacin bzw. Niacinamind enthalten. 

Vitamin B3 hat auch eine künstliche Variante, das Inozitol-Hexanikotinat, das früher als cholesterinsenkendes Medikament auf den Markt eingeführt werden sollte. Es stellte sich jedoch heraus, dass es nicht besonders wirksam ist: es wird nur zu 70% aufgenommen und ist nur sehr langsam abbaubar. Demzufolge steigert es den Niacinspiegel im Blut auch sehr langsam im Gegensatz zu den natürlichen Formen, die zu 100% resorbiert werden und deren Konzentration im Blut außergewöhnlich schnell steigt, und später wiederum auch schnell sinkt. Da die langfristige Wirkung eines kontinuierlich hohen Niacinspiegels noch unbekannt ist, gilt es,  diese Form zu vermeiden. (3)

Vitamin B3 kann auch ohne besonderen Aufwand, einfach durch einen ausgewogenen Speiseplan in entsprechender Menge zugeführt werden, doch eine kontinuierlich große Menge kann möglicherweise negative Folgen haben. Deswegen ist eine Vitamin-B3-Ergänzung nur bei einer Ernährung zu empfehlen, die weder tierische Produkte noch andere, Vitamin-B3-reiche Quellen enthält. (4)

Therapeutische Wirkungen des hochdosierten Vitamin B3 

Gleich zu Anfang sollte klargestellt werden, dass diese Wirkungen nur bei einer extrem hohen Dosierung zur Geltung kommen, wenn Vitamin B3 gegen besondere Probleme als Medikament angewendet wird. Während die empfohlene tägliche Dosis 15-20 mg beträgt, erreicht die therapeutisch angewendete Dosierung täglich 1000 mg, oder überschreitet diesen Wert sogar. Obwohl Vitamin B3 schnell ausgeschieden wird, kann eine kontinuierlich hohe Zufuhr sowohl bekannte als auch vermutete negative Folgen haben. In manchen Fällen führte die Niacinergänzung in riesiger Dosierung zu Organversagen bei Jugendlichen, die gelesen hatten, dass eine Vitamin-B3-Zufuhr das Ergebnis ihres Drogentests beeinflussen könne. (5)

Eine häufige Nebenwirkung der Niacinergänzung ist der Niacin-Flush, bei dem Hautrötung, Juckreiz und Hautbrennen vorkommen. Viele hören deswegen mit der Niacinergänzung auf, jedoch können diese Nebenwirkungen bei Niacinamid nicht festgestellt werden.  

Die Ergänzung von Niacin wurde im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen bereits viel untersucht, die Ergebnisse fielen jedoch recht unterschiedlich aus: das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko konnte erfolgreich reduziert werden, die Anzahl der Todesfälle wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen jedoch nicht. (9) 

Der Grund dafür ist möglicherweise, dass hochdosiertes Niacin eine ausgesprochen negative Wirkung auf Insulinempfindlichkeit und auf den Blutzuckerspiegel hat: es steigert den Blutzucker- und Insulinspiegel bei nüchternem Magen und reduziert die Insulinempfindlichkeit. (10) Daher ist Vorsicht angesagt, besonders bei bestehenden Blutzuckerproblemen. 

Die äußerliche Anwendung von Niacin in Form einer Creme, die 4-5% Niacinamid enthält, verbessert die Hautqualität und Elastizität. Bei einer Studie reduzierte sie die Symptome von Akne in gleichem Maße wie ein Medikament, das in der Zeit der Studie angewendet wurde. (11) (12)

Interessantes 

Bei der Entdeckung von Niacin wurde es als Nikotinsäure bezeichnet, als es jedoch Speisen hinzugefügt wurde, erschienen verschiedene Artikel in der Boulevardpresse, die es mit dem Rauchen in Zusammenhang brachten. Die Ämter haben es schließlich in Niacin und Niacinamid umbenannt, um dieser Unannehmlichkeit vorzubeugen, und damit die gesundheitlichen Wirkungen der Vitamine einem nicht verwirrend erscheinen. 

Zusammenfassung 

Das Vitamin B3 spielt bei dem Stoffwechsel eine wichtige Rolle, sein Mangel kommt jedoch äußerst selten vor. Es ist in den meisten natürlichen Lebensmitteln auffindbar, mit denen die nötige Zufuhr von täglich 16-20 mg leicht gesichert werden kann. Zahlreiche Studien untersuchten die Ergänzung von Vitamin B3 in hoher Dosierung, nichtsdestotrotz sollte man es vorsichtig anwenden, da es langfristig eine negative Wirkung auf den Blutzuckerspiegel und auf die Insulinempfindlichkeit haben kann. 

[Das Titelbild der Notiz zeigt Mais. 100 Gramm enthalten 1,8 mg Vitamin B3, was für ein Zehntel der Tagesdosis ausreicht.]

  1. Djadjo S, Bajaj T. Niacin. [Updated 2021 Jun 2]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2021 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK541036/ 

  2. Redzic S, Gupta V. Niacin Deficiency. [Updated 2021 May 24]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2021 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK557728/ 

  3. MacKay D, Hathcock J, Guarneri E. Niacin: chemical forms, bioavailability, and health effects. Nutr Rev. 2012 Jun;70(6):357-66. doi: 10.1111/j.1753-4887.2012.00479.x. PMID: 22646128. 

  4. Hill LJ, Williams AC. Meat Intake and the Dose of Vitamin B3 - Nicotinamide: Cause of the Causes of Disease Transitions, Health Divides, and Health Futures?. Int J Tryptophan Res. 2017;10:1178646917704662. Published 2017 May 3. doi:10.1177/1178646917704662 

  5. Ellsworth MA, Anderson KR, Hall DJ, Freese DK, Lloyd RM. Acute liver failure secondary to niacin toxicity. Case Rep Pediatr. 2014;2014:692530. doi: 10.1155/2014/692530. Epub 2014 Feb 12. PMID: 24711953; PMCID: PMC3965920. 

  6. Kamanna VS, Ganji SH, Kashyap ML. The mechanism and mitigation of niacin-induced flushing. Int J Clin Pract. 2009;63(9):1369-1377. doi:10.1111/j.1742-1241.2009.02099.x 

  7. Zhang LH, Kamanna VS, Ganji SH, Xiong XM, Kashyap ML. Niacin increases HDL biogenesis by enhancing DR4-dependent transcription of ABCA1 and lipidation of apolipoprotein A-I in HepG2 cells. J Lipid Res. 2012 May;53(5):941-950. doi: 10.1194/jlr.M020917. Epub 2012 Mar 1. PMID: 22389325; PMCID: PMC3329393. 

  8. Julius U. Niacin as antidyslipidemic drug. Can J Physiol Pharmacol. 2015 Dec;93(12):1043-54. doi: 10.1139/cjpp-2014-0478. Epub 2015 Apr 28. PMID: 26370906. 

  9. Duggal JK, Singh M, Attri N, Singh PP, Ahmed N, Pahwa S, Molnar J, Singh S, Khosla S, Arora R. Effect of niacin therapy on cardiovascular outcomes in patients with coronary artery disease. J Cardiovasc Pharmacol Ther. 2010 Jun;15(2):158-66. doi: 10.1177/1074248410361337. Epub 2010 Mar 5. PMID: 20208032. 

  10. Koh Y, Bidstrup H, Nichols DL. Niacin increased glucose, insulin, and C-peptide levels in sedentary nondiabetic postmenopausal women. Int J Womens Health. 2014 Oct 23;6:913-20. doi: 10.2147/IJWH.S69908. PMID: 25364276; PMCID: PMC4211901  

  11. Bissett DL, Oblong JE, Berge CA. Niacinamide: A B vitamin that improves aging facial skin appearance. Dermatol Surg. 2005 Jul;31(7 Pt 2):860-5; discussion 865. doi: 10.1111/j.1524-4725.2005.31732. PMID: 16029679. 

  12. Walocko FM, Eber AE, Keri JE, Al-Harbi MA, Nouri K. The role of nicotinamide in acne treatment. Dermatol Ther. 2017 Sep;30(5). doi: 10.1111/dth.12481. Epub 2017 Feb 21. PMID: 28220628. 

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