Kopf an Kopf: Vitamin K1 oder K2?
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Matthew Messer

Matthew Messer

Chefredakteur

Nach allgemeiner Meinung genügt eine Zufuhr von etwa 100 mcg Vitamin K1, um Vitamin K zu ergänzen, da diese Menge für eine ausreichende Blutgerinnung sorgt. Die verschiedenen K2-Vitamine bekommen aber immer größere Aufmerksamkeit, vor allem im Bezug auf die Knochengesundheit und die Arteriosklerose. Vitamin K1 wird in dieser Hinsicht meist für unwirksam gehalten und kaum erwähnt, obwohl es bereits in mehreren Studien mit verschiedenen K2-Vitaminen verglichen wurde, und es sich mehrmals sogar als effektiver erwies. 

Warum wird Vitamin K1 nicht für wirksam gehalten?  

Bei einer ausreichenden Zufuhr ist der Körper in der Lage, Vitamin K1 in K2 MK-4 umzuwandeln. Wenn jemand aber regelmäßig ein Medikament nimmt, das diese Umwandlung hemmt, dann ist Vitamin K1 nicht wirksam. 

Warfarin ist z. B. ein weit verbreitetes Blutverdünnungsmittel, das genau wegen seiner Vitamin-K1-hemmenden Wirkung angewendet wird. (1) In vielen Studien, wo Vitamin K1 untersucht wurde, wendete man es gleichzeitig mit Warfarin an, das die Wirkungen von Vitamin K1 hemmte. Wo aber die Teilnehmer Vitamin K1 in ausreichender Dosierung erhielten und seine Umwandlung nicht gehemmt wurde, erzielte Vitamin K1 die gleichen oder sogar bessere Ergebnisse als die beliebten Vitamin-K2-Sorten. Im Folgenden sehen wir uns eine Studie an, bei der Vitamin K1 mit K2 MK-4 verglichen wurde. 

Wie verlief die Untersuchung? 

In dieser randomisierten Studie wurden die Wirkungen von verschiedenen K-Vitaminen in unterschiedlicher Dosierung bei 381 postmenopausalen Frauen mit gesunden Knochen ein Jahr lang untersucht. (2) Eine Gruppe bekam einmal täglich 1 mg Vitamin K1, während die andere Gruppe dreimal täglich je 15 mg K2 MK-4 bekam, also insgesamt 45 mg. 

Im Fall von Vitamin K1 ist diese Menge das Zehnfache der offiziell empfohlenen Dosis, die aber dennoch mit der Nahrung gedeckt werden kann. Für K2 MK-4 ist dies jedoch eine unwahrscheinlich hohe Menge, von der nur ein Bruchteil auf natürliche Weise zugeführt werden kann. 

Die Ergebnisse der Studie

Obwohl K2 MK-4 als verantwortlich für die Aktivierung von Proteinen verantwortlich angesehen wird, die eine positive Wirkung auf die Knochen und auf das Herz-Kreislaufsystem haben, kam es zu einem äußerst überraschenden Ergebnis. 

Das deutlich niedriger dosierte und oft für unwirksam erklärte Vitamin K1 aktivierte diese Proteine in ähnlichem Maße wie das dreimal täglich angewendete hochdosierte K2. Während 1 mg Vitamin K1 die gleiche Wirkung wie 45 mg K2 MK-4 hatte, kostet Letzteres das Zehnfache und erfordert auch noch eine 45-fache Dosis. 

Da die Studie nur ein Jahr lang dauerte und nur Frauen mit gesunden Knochen daran teilnahmen, wurde das Risiko von Knochenbrüchen nicht berücksichtigt. Obwohl in der Knochendichte keine signifikante Veränderung erfolgte, verbessert das Vitamin K dennoch die Knochen, nur auf eine andere Weise: Beim ECKO-Experiment, wo ebenso postmenopausale Frauen 4 Jahre lang 5 mg Vitamin K1 bekamen, reduzierte sich das Risiko der Knochenbrüche um die Hälfte. (3)

Und was ist mit K2 MK-7? 

In einer Studie aus dem Jahr 2012, bei der auch postmenopausale Frauen untersucht wurden, wurden nur 100 Mikrogramm Vitamin K1 mit 100 Mikrogramm K2 MK-7 verglichen. (4) Abgesehen von einer Kontrollgruppe erhielten die Probanden zusätzlich zu den K-Vitaminen auch Vitamin D3 und Kalzium. Die Ergänzung von beiden K-Vitaminen verbesserte den Vitamin-K-Spiegel deutlich, und steigerte die Knochendichte im Vergleich zu den Kontrollgruppen. 

Das ist ein ziemlich überraschendes Ergebnis, da man von einem solch niedrig dosierten Vitamin K1 gar nicht gedacht hatte, dass es außer der Blutgerinnung noch andere Wirkungen hätte. Es erzielte jedoch ähnliche Ergebnisse wie die gleiche Menge von K2 MK-7. 

Gleiche Wirkung, günstigerer Preis 

Wenn man keine Medikamente nimmt, die die Umwandlung von Vitamin K1 hemmen würden, dann ist es eine ebenso wirksame, lebensnahe und sogar kostengünstigere Möglichkeit, Vitamin K zu ergänzen, als die wesentlich teureren K2-Vitamine. Wahrscheinlich wird es genau aus dem Grund nicht so oft untersucht, denn seine Vermarktung lohnt sich weniger, als die der teureren, aber in vielerlei Hinsicht unwirksameren K2-Formen.  

  1. Zirlik A, Bode C. Vitamin K antagonists: relative strengths and weaknesses vs. direct oral anticoagulants for stroke prevention in patients with atrial fibrillation. J Thromb Thrombolysis. 2017;43(3):365-379. doi:10.1007/s11239-016-1446-0 

  1. Binkley N, Harke J, Krueger D, et al. Vitamin K treatment reduces undercarboxylated osteocalcin but does not alter bone turnover, density, or geometry in healthy postmenopausal North American women. J Bone Miner Res. 2009;24(6):983-991. doi:10.1359/jbmr.081254 

  1. Cheung AM, Tile L, Lee Y, Tomlinson G, Hawker G, Scher J, Hu H, Vieth R, Thompson L, Jamal S, Josse R. Vitamin K supplementation in postmenopausal women with osteopenia (ECKO trial): a randomized controlled trial. PLoS Med. 2008 Oct 14;5(10):e196. doi: 10.1371/journal.pmed.0050196. Erratum in: PLoS Med. 2008 Dec;5(12):e247. PMID: 18922041; PMCID: PMC2566998. 

  1. Kanellakis, S., Moschonis, G., Tenta, R. et al. Changes in Parameters of Bone Metabolism in Postmenopausal Women Following a 12-Month Intervention Period Using Dairy Products Enriched with Calcium, Vitamin D, and Phylloquinone (Vitamin K1) or Menaquinone-7 (Vitamin K2): The Postmenopausal Health Study II. Calcif Tissue Int 90, 251–262 (2012). https://doi.org/10.1007/s00223-012-9571-z 

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